Schriftzug

Das Duell mit dem Vampir (6)   Gräfin Dracula, Tochter des Bösen (8)   Der Pakt mit dem Teufel (11)   Die Nacht der Todes-Ratte (12)   Dem Monster auf der blutigen Spur (13)

Fledermäuse
"Da vorne ist Moosham! Wir sind da!"
Der Schörgen-Toni

Cover Der Pakt mit dem Teufel (11)

Ortschaften im LungauSchloß MooshamLokale SagenstoffeDas Mooshamer SagenzimmerÄhnlichkeiten mit anderen Hörspielen

Zu diesem Hörspiel habe ich definitiv die meisten Informationen bekommen können. Das liegt natürlich daran, daß "Der Pakt mit dem Teufel" eines der beiden Hörspiele ist, in dem lokale Sagenstoffe verarbeitet wurden, was diese Seite ziemlich umfangreich werden ließ.
An dieser Stelle sei recht herzlich der "Lungau-Information" in Tamsweg, dem Bundesgymnasium Tamsweg, Dr. Gertraud Steiner und natürlich der Mooshamer Schloßverwaltung gedankt, die mir Text- und Bildmaterial über das Schloß zuschickte, und die dafür von mir ein Exemplar des Hörspiels bekam ...

Und hoch! Ortschaften im Lungau (Österreich)

Das Bemerkenswerte an der Kulisse des Hörspiels "Der Pakt mit dem Teufel" ist, daß die Akteure sich zwar in einer real existierenden Kulisse bewegen und daß auch die betreffenden Orte genannt werden. Der Name des Landes bleibt jedoch unerwähnt. Während in den anderen vier Grusel-Hörspielen immer Bemerkungen wie "Überall in Spanien ..." oder "Sagres am Südwestzipfel von Portugal" fallen, fehlt hier "Österreich" oder "Lungau". Insofern haben wir es hier mit einer realen Kulisse zu tun, der man - verglichen mit den anderen Hörspielen - eben diese realitätsbezogene Atmosphäre am wenigsten anmerkt (noch nicht mal der Busfahrer spricht mit Schmäh ...) Dazu trägt auch der geringe Bekanntheitsgrad der genannten Orte bei: Eben diese Ortsnamen tauchen sowieso nur in der Eingangsszene auf und dienen auch lediglich der Lagebeschreibung des steckengebliebenen Reisebusses.

Toni: "Weiter unten, auf St. Michael zu, liegt der Schnee zwei Meter hoch, und die Straße nach Mariapfarr hoch ist zu."
Paul: "Das ist zu lang für mich. Ich muß morgen in Spittal sein."

Turm Um es kurz zu fassen: Im Südosten des österreichischen Bundeslandes Salzburg (an der Grenze zu Kärnten) liegt der Lungau, und in ihm finden sich tatsächlich die beiden Dörfer St. Michael und Mariapfarr, nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Die dritte im Hörspiel genannte Stadt, Spittal an der Drau, ist ebenfalls in der Nähe, gehört jedoch schon zum nördlichen Teil Kärntens.
Wer einen Blick auf den uns interessierenden Bereich des Lungaus werfen möchte, der kann einen Ausschnitt einer Panoramakarte (30 KB) serviert bekommen, auf dem Schloß Moosham eingekreist ist ...

Nun wären die Austria-Metropolen Wien oder Salzburg dem Hörerpublikum der Gruselserie ein Begriff gewesen (siehe z.B. "Die drei ??? und das Geheimnis der Särge"), nicht aber Mariapfarr und St. Michael ... Die Dörfer hätten auch Teufelsdorf und Sigmundstal heißen können - daß es sie tatsächlich gibt, daran verschwendet der jugendliche Hörer eigentlich keinen Gedanken. Erst im Vergleich mit den anderen Hörspielen merkt man, daß fiktive Dörfer und Städte bei Franciskowsky eigentlich meistens namenlos sind - Im Gegenzug sind fast alle explizit genannten Ortschaften real (Ausnahme: "Dustville").

Wie dem auch sei: Wir erfahren im Hörspiel über die Dörfer nichts weiter als ihre Namen, und deshalb sind sie nicht weiter wichtig - weder für den Verlauf des Hörspiels noch für diese Seite. Denn ab der zweiten Szene des Hörspiels halten sich die Reisenden - und mit ihnen der Hörer - ausschließlich innerhalb der Mauern eines Schlosses auf ...

Toni: "Ganz in der Nähe liegt Schloß Moosham. Dort ist es warm und sicher."

 


 

Und hoch! Schloß Moosham

Busfahrer: "Moosham? Hören Sie nicht auf ihn. Moosham ist zur Zeit unbewohnt. Niemand ist dort."

Na, ob die Schloßverwaltung von Moosham damit einverstanden ist, Herr Busfahrer ...?! Auch wenn im Schloß kein Graf, kein Fürst oder irgend jemand blauen Blutes residiert: das Schloß ist immerhin ein der Öffentlichkeit zugängiges Museum! Der Eindruck der Verlassenheit (und Verfallenheit?) des Schlosses, den Franciskowsky im Hörspiel erweckt, ist so nicht zutreffend.

Zitat "Auf einem Vorsprung des Mitterberges steht 6 km südlich von Mauterndorf die mächtige Burg Moosham. Urkundlich erstmals 1256 erwähnt, ging sie 1285 in landesfürstlichen Besitz über. Vom 14. bis zum 18. Jahrhundert war das Schloß Sitz des Landpflegers, der auch die landesfürstliche Blutgerichtsbarkeit ausübte. Mit Schaudern hört der heutige Besucher von den Hexenprozessen, die sich hinter den dicken Mauern abspielten. Seit dem 18. Jahrhundert verfiel die Anlage. Diesen Prozeß stoppte Hans Graf Wilczek, der das Anwesen 1886 erwarb und im historisierenden Stil instandsetzen und mit kostbaren Ausstattungsstücken einrichten ließ.
Die ausgedehnte Anlage bestand ürsprünglich aus dem Oberen und Unteren Schloß. Über eine Zugbrücke betritt man das Obere Schloß, den ehemaligen Amts- und Wohnbereich des Pflegers. Die um einen trapezförmigen Hof gruppierten Gebäude erhielten ihr heutiges Aussehen im wesentlichen zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Der Schüttkasten trennt das Obere Schloß vom unteren Burghof.
Das nach wie vor in Privatbesitz befindliche Schloß Moosham kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Untergebracht ist in dem Schloß eine um 1900 zusammengetragene kostbare Sammlung profaner und sakraler Kunst (Führungen von Mai bis August: tgl. 9.00, 10.00, 11.00, 13.00, 14.00 und 16.00 Uhr; von September bis April: Di.- So. 11.00, 13.00 und 14.30 Uhr)."
(Baedeker)

Schloß Moosham

Linkerhand ist das Untere Schloß, die rechte Hälfte ist das Obere Schloß. Ein Bild von der Schloßbrücke gefällig?
Das Bild von Schloß Moosham ist vom Hang des Mitterbergs aus gemacht worden. Aus dieser Perspektive dürften wohl auch die vier Reisenden in Tonis Kutsche das Schloß erstmals gesehen haben, die ja "durch den tief verschneiten Tann steil in die Tiefe" fuhren. Man muß sich jetzt nur noch den Schnee dazu denken ...

Zitat "Noch ein Stück weiter, und wir sehen am Hang des Mitterbergs Schloß Moosham, so genannt nach dem Moos zu seinen Füßen. Es ist eine der typischen Burgen des Salzburger Landes, wie Goldegg oder Mauterndorf, streng, schlicht und wehrhaft. Hier saßen einst die Herren von Moosheim, das älteste Dienstmannengeschlecht des Lungau, das 1191 urkundlich erscheint und 1725 ausgestorben ist. Sie hatten jedoch schon 1285 auf Moosham verzichtet, das nunmehr erzbischöflicher Pflegsitz war.
Westlich vom Schloß wurde ein Mithrasheiligtum mit einem Relief von Jagdszenen samt Inschrift und Widmung gefunden und oberhalb dieses Tempels römische Baureste, sowie Gräber an der Römerstraße Juvavum-Teurnia.
1256 wird die Burg Moosham zum ersten Mal erwähnt, die jedoch schon vorher existiert haben muß, denn 1212 erscheinen die Herren von Moosheim. Die heutige Gestalt des Schlosses stammt im wesentlichen von einem im Jahre 1517 durch Erzbischof Leonhard von Keutschach begonnenen und 1522 von seinem Nachfolger Matthäus Lang von Wellenburg vollendeten Umbau. 1886 kaufte der bekannte Mäzen aller Künste, Hans Graf von Wilczek, das verfallende Schloß, setzte es instand und stattete es mit Möbeln und Kunstgegenständen aus, meist aus dem Lungauer Gebiet, vor allem mit schönen Holzplafonds und prachtvollen Öfen des 15. bis 18. Jahrhunderts. Moosham ist eine der typischen Burgen des Salzburger Landes, eine weiträumige Anlage aus dem 13. Jahrhundert, im 16. Jahrhundert vergrößert. Über den Graben kommen wir in den Hof des Oberen Schlosses, der vom Hof des Unteren Schlosses durch den hohen Getreidekasten geschieden ist. Im Unterschloß liegt die Kapelle mit Fresken des Gregor IV. Lederwasch, 1780 ausgeführt, mit einem von Graf Wilczek aus Süddeutschland erworbenen Flügelaltar der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, der die Marienkrönung zeigt. Die Flügeltafeln zeigen innen gemalte Szenen aus dem Marienleben, außen die Reliefs der Heiligen Christopherus und Maria Magdalena."
(Quelle: Sayn-Wittgenstein)

Turm Hier sind die wichtigsten Daten zur Geschichte des Schlosses aufgeführt; wer genau liest, wird fündig - der Teufel steckt im Detail ...:

1191: Erstmalige Nennung des salzburgischen Ministerialengeschlechtes Moosham (Mosheim). Der Name leitet sich von dem Torfvorkommen - "Moos" - im Murtal ab und ist der früheste überlieferte deutsche Familienname im ehemals slawischen Lungau (Bayerische Besiedlung setzte im 6. Jh. ein).
1213: Der Lungau fällt an das Hochstift Salzburg, nachdem Kaiser Friedrich II. aller königlichen Rechte entsagte.
1256: Urkundlicher Nachweis der Burganlage, die aus einer Hausburg (befestigtes Wohngebäude) hervorging.
1285: Otto v. Moshaim wird Treuebruch gegenüber dem Lehensherrn vorgeworfen. Er muß u.a. auf die Stammburg verzichten, die seither im Besitz der Erzbischöfe steht und im 14. Jh. Sitz des Landrichters wird.
1479/90: Vorübergehender Besitzerwechsel im Krieg zwischen Kaiser Friedrich III. und dem Ungarnkönig Matthias Corvinus.
1516: Unter Erzbischof Leonhard v. Keutschach werden die umfangreichen Um- und Neubauten der mittelalterlichen Burg in Angriff genommen, welche erst 1577 einen Abschluß finden.
ab 1520: Bis 1790 befindet sich hier der Sitz des Pfleggerichtes. Die drittgrößte Burg des Landes Salzburg war rund 400 Jahre der Mittelpunkt der erzbischöflichen Verwaltung im Lungau. Im Verlauf dieser ausgedehnten Geschichtsperiode treten u.a. Mitglieder der Familien Saurau, Keutschacher, Thannhäuser und Kuenburger als Burg- und Gerichtspfleger auf.
1611: Erzbischof Wolf Dietrich verbringt die letzten Tage in Freiheit auf Moosham, bevor ihn Reiter des Bayernherzogs in Kärnten gefangennehmen.
17. / 18. Jh.: Zahlreiche Prozesse gegen Hexen, Zauberer, Bettler und andere "Malefikanten", wobei eine beträchtliche Zahl der Abgeurteilten unter dem Fallbeil endet.
ab 1675: Gerichtsverhandlungen gegen 180 Mitglieder der "Zauberer-Jackl-Bande" erlangen "sagenhafte" Berühmtheit.
1722: Abtragung des Bergfrieds, auch "Hexenturm" genannt.
Mitte des 18. Jh.: Den Gerichtsdiener Anton Heilmayer, allgemein "Schörgen-Toni" genannt, holt nach der Volksmeinung der Teufel höchstpersönlich.
1790: Das Pfleggericht wird aufgelöst, die bereits z.T. baufällige Anlage verkauft.
1859: Fürst Schwarzenberg ist kurzfristig Besitzer.
1886: Graf Johann Nepomuk Wilczek erwirbt Moosham und gibt in den folgenden Jahren durch kostspielige Renovierungs- und Umbauarbeiten dem Bauwerk das heutige Aussehen. Die zur Gänze entleerten Räume erhalten durch die Ausstellung von wertvollem Sammelgut - Möbel, Öfen, Kunstgegenstände, volkskundliche Geräte usw. - museale Bedeutung.
(Quelle)

Turm Nun stimmt es also nicht, daß Moosham unbewohnt und verlassen ist (das Wintergeschäft wird man sich in Moosham doch nicht entgehen lassen!) Wie weiter unten auf einem Foto zu sehen ist, handelt es sich z.B. bei dem Getreidespeicher, der im Hörspiel den Anschein einer Gerümpelkammer incl. Ratten erweckt, in Wirklichkeit um einen sehenswerten, aufgeräumten Teil des Museums. Die Atmosphäre ist also ein notwendiger Kniff des Autors, um die Spannung zu verdichten und das Ganze unheimlicher wirken zu lassen. Abgesehen von dieser dramaturgischen Freiheit, hat Franciskowsky sich erstaunlich genau an die realen Begebenheiten auf Moosham gehalten und ein paar Details überdeutlich eingebaut. So ist von einer "Jagdstube" die Rede, die Örtlichkeiten sind überhaupt deutlich nachzuvollziehen (Brunnen, Innenhof, "alter Getreidespeicher" mit den Schlitten, Kapelle(ntrakt), Raum mit den Gemälden - sogar mit Stockwerkangabe), und der Erzähler erwähnt einen "Panneau-Raum", sowie die "Folterkammer mit den drei Einzelzellen". Man vergleiche diese detaillierten Bezeichnungen mit den eher schwammigen Beschreibungen von "Schloß Düsternbrunn", "Schloß Mordabrunn" und des "Schloßhotels", in denen - wenn überhaupt - das Grundinventar eines durchschnittlichen Schlosses (Treppen, Kapelle, Keller, Bibliothek, Labor ...) auftaucht.

Kerze Hier geht's zu einer Internet-Seite über Schloß Moosham!

 


 

Und hoch! Lokale Sagenstoffe

Auf Schloß Moosham ereignen sich vom Anfang bis zum Ende des Hörspiels allerlei unheimliche Dinge. Grob eingeteilt, lassen sich unterschiedliche Gruppen von unerklärlichen Geschehnissen festmachen:

a) Da wären zunächst die einfachen Effekte, die so gut wie nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun haben und die deshalb eher wie Füllsel erscheinen (der sich bewegende Bärenkopf, die mit Blut gefüllte Teekanne, das Skelett hinter der Tür ...)

b) Seltsame Ereignisse verdichten die Atmosphäre (Schneesturm, Jagertee ist schon fertig, staubige Küche, Schlitten ist weg, Toni ist unsichtbar ... ), sind aber keinesfalls beliebige Effekte, sondern sie stehen in (mehr oder weniger) unmittelbarem Zusammenhang mit den für Schloß Moosham charakteristischen Sagen, sind also Franciskowskys Zutat zu dem originären Mooshamer Sagenstoff.

c) Die Geschehnisse, die den zentralen Plot ausmachen, sind in legendären Vorgeschichten begründet, die allesamt dem Lungauer Sagenschatz entspringen.

Der Reihe nach:

Turm Die Wölfe

Angela: "Kurt! Was ist das?" - Kurt: "Wölfe, Angela. Wölfe." - Toni: "Keine Wölfe. Da ist nichts. Wenn es schneit, so wie jetzt, schweigen die Wölfe." - Angela: "Ich weiß doch, was ich höre, da war's wieder!" - Toni: "Keine Sorge, das sind keine Wölfe. - Da vorne ist Moosham! Wir sind da!"

Bedeutungsschwangere Sätze ... es sind keine Wölfe? Na, was denn dann ...? Die vier Reisenden werden dies erst im Sagenzimmer des Schlosses erfahren. Bis dahin geistern die heulenden Vierbeiner um das Schloß, sind regelmäßig zu hören und blockieren zusammen mit dem hohen Schnee den Fluchtweg - und sie beteiligen sich am Finale.

Turm Die schmutzigen Geschäfte des Schörgen-Tonis

Toni: "Drei Seelen bring ich dir, wie beschworen." - Teufel: "Du schaffst es nicht! Niemals!" (lacht) - Toni: "Sie sitzen in der Falle. Sie können nicht raus!" - Teufel: "Drei Seelen, oder du wirst lernen, was Höllenqualen sind!" (lacht) - Toni: "Ich weiß, was Höllenqualen sind." - Teufel: (lacht laut)

Die Unterhaltung zwischen Toni und dem Teufel (Kurt: "Wie das hier stinkt, Teufel auch! Wie Schwefel!") bildet den ersten Höhepunkt der unerklärlichen Geschehnisse auf Moosham. Sie ist eine der beiden zentralen Erklärungsszenen, denn Toni verkündet dem Teufel, ihm drei Seelen zu bringen - dann wird der Teufel ihn aus der Hölle entlassen. Nach einem Donnergrollen sind beide plötzlich verschwunden, und auf dem "alten Getreidespeicher" befindet sich niemand mehr - nur ein paar Ratten ... Der Hintergrund dieses Gesprächs wird ebenfalls erst im Sagenzimmer deutlich.

Getreideschüttkasten
In dem "Getreideschüttkasten", in dem einige ausgediente Schlitten stehen, unterhalten sich Toni und der Teufel.

Turm Das Duell der beiden Männer

Paul: "Warte mal, ich höre doch etwas." - Kurt: "Ja, ich auch." - Paul: "Jemand kämpft mit Säbeln! Es ist im Hof! Komm! Durch das Fenster müßte man was sehen können." - Kurt: "Ja. - Tatsächlich: Zwei Männer schlagen mit Säbeln aufeinander ein!" - Paul: "Seltsam. Sieh doch! Dort unten am Brunnen liegt fast gar kein Schnee!" - Kurt: "Ja. - Wir müssen mit ihnen reden." - Paul: "Bist du verrückt? Sieh doch, wie die aufeinander einschlagen! Wie die Wahnsinnigen! Willst du dich da einmischen?"

Zwei Männer duellieren sich mit Säbeln - am Ort des Duells, am Brunnen im Innenhof, liegt kaum Schnee. Kurt und Paul haben die Szene beobachtet, rennen hinunter - und als sie im Innenhof stehen, sind die beiden Duellanten verschwunden - der Schnee liegt auf einmal viel höher. Was es mit diesen Duellanten auf sich hat, erfahren die Reisenden auch erst im Sagenzimmer.

Unterer Hof
Der Untere Hof des Schlosses - Am unteren Bildrand ist der gußeiserner Bogen des Brunnens zu erkennen.

Turm Sigmund von Moosheim

Sigmund: "Kommen Sie." - Elke: "Wer sind Sie?" - Sigmund: "Sigmund von Moosheim. Kommen Sie. Leise!" - Elke: "Nein, ich kann doch nicht, ohne den anderen zu sagen ..." - Sigmund: "Schnell, oder wollen Sie, daß ein Unglück geschieht!" - Elke: "Nein, ich ..." - Sigmund: "Kommen Sie ..." (er hält Elke die Hand vor den Mund und zieht sie mit sich) "Seien Sie nicht töricht. Wenn Vater etwas merkt, ist es zu spät." - Elke: "Nein! Paul! Hilfe! Hilfe!" - Sigmund: "Närrin! (hält Elke wieder die Hand vor den Mund und verschwindet mit ihr)"

Ein Mann namens Sigmund von Moosheim entführt Elke, will sich mit ihr aus dem Fenster stürzen. Elke wird gehalten, Sigmund stürzt hinab. Er lebt noch, wird hochgezogen, doch am Seil ist nur eine Knochenhand ("Warum war sie so schwer?"), die einen Brillantring trägt. Die Hand wird hinausgeworfen und schreit dabei. - Die ersten beiden Szenen der zweiten Kassettenseite sind voll und ganz der Sigmund-Episode gewidmet. Sigmund selbst taucht hinterher aber nicht mehr auf.

 


 

Und hoch! Das Mooshamer Sagenzimmer

Wer das letzte Kapitel gelesen hat, wird bemerkt haben, daß sämtliche unerklärliche Ereignisse, die im Lungauer Sagenfundus verwurzelt sind, erst in einer späteren Szene näher erläutert werden - denn die vier Reisenden stoßen auf ihrer Erkundungstour durch das Schloß im zweiten Stockwerk auf einen "Raum, in dem mehrere große Gemälde hingen". Nun gibt es diesen Raum mit den Gemälden wirklich, und so bildet das "Mooshamer Sagenzimmer" im Hörspiel den Schlüssel zum Geschehen. Hier wird (am langen Dialog erkennbar) alles Wichtige erklärt.

Im Sagenzimmer befinden sich - der Darstellung Dr. Gertraud Steiners zufolge - fünf Gemälde. Doch lest selbst:

Zitat "Hans Graf Wilczek, Forschungsreisender und Förderer von Kunst und Wissenschaft, 1837 in Wien geboren, erwarb 1885 das damals heruntergekommene Schloß Moosham und hat für seine Restaurierungstätigkeit den malerischen "Halbwahrheiten der Sage" neues, romantisches Leben eingehaucht.
Die beträchtlichen Sammlungen zur Volkskunst, die er im Schloß unterbrachte, ergänzte er durch ein "Sagenzimmer", wo eine Serie von fünf Gemälden (Öl auf Leinwand) mit den Mythen des Ortes bekannt macht. "Das Gelöbnis des Ritters von Tannhausen", "Sigmund von Moosheim", "Die Blutschande", "Die feindlichen Brüder von Moosham" und "Die vier Wölfe" vermitteln neben ihrem erzählerischen Kern auch hervorragende Landschaftskunst im Stil der historisierenden Spätromantik.
Für Richard Benno Adam (1873 - 1937), Sohn einer vielbeschäftigten Münchner Malerdynastie, der als Pferdemaler für europäische Adelshäuser arrivierte, war dies der erste bedeutende Kunstauftrag gewesen. Das märchenhaft verwunschene Genre, dem der Zyklus verpflichtet ist, schließt an die großen Vorbilder romantischer Geschichtsbetrachtung an, also an Moritz von Schwind, Ludwig Schwanthaler, Adrian Ludwig Richter, Ferdinand Schnorr von Carolsfeld oder Ludwig Emil Grimm, den jüngsten der Grimm-Brüder. Für die vergleichsweise kleine Welt von Moosham hatte dieser Wandschmuck, der mit einer wunderbaren Zirbenholztäfelung verbunden ist, aber nicht nur den Zweck unterhaltsamer Dekorationskunst. Mit den legendären Begebenheiten, die hier abgebildet sind, wurde eine Vergangenheit wachgerufen, als die Bewohner des Lungaus mit gemischten Gefühlen aus Scheu, Furcht und Bewunderung auf das "Gschloß" geblickt hatten, immer in Erwartung von etwas Ungeheurem und Übermächtigem.
Schloß Moosham, auf einer Felsrippe an der besonnten Talseite hoch über dem Murboden gelegen, ist seit 1212 urkundlich erwähnt. Das Geschlecht der Moosheimer selbst mußte diesen Besitz bereits 1285 aufgeben, und von der Regierungszeit des Erzbischofs Matthäus Lang bis zu Hieronymus Colloredo im Jahr 1790 war hier der Lungauer Verwaltungssitz des Erzstiftes Salzburg.
Hier liefen, in Registratur, Amtsstube und Archiv, im einstigen Hexenturm, in der Folterkammer und im Schindergraben die Fäden eines Machtgefüges zusammen, das in der Gestalt des Pflegers seine Spitze hatte. Was immer in der Geschichte des Lungaus Bewegendes geschah, war mit Moosham verknüpft."

Fünf Gemälde gibt es also; im Hörspiel selbst ist jedoch nur von drei Gemälden und einer Inschrift die Rede. Die Namen der Gemälde hat Franciskowsky verändert:

Gemälde "Die Höllenfahrt des Schörgen-Toni"

Der Hauptplot, Tonis Pakt mit dem Teufel, wird mit Hilfe des Gemäldes, der Erinnerung an die Unterhaltung auf dem Getreidespeicher und viel männlicher Kombinationsgabe entschlüsselt ...

Kurt: "Interessant ... guckt mal, was sagt ihr denn zu diesem Bild hier?" - Angela: "Da ist eine Kutsche drauf! Sie verläßt gerade Schloß Moosheim." - Kurt: "Da steht: 'Die Höllenfahrt des Schörgen-Toni'. Seht ihr? In der Kutsche sitzen der Teufel und der Schergen-Toni einträchtig zusammen." - Paul: "Der Schörgen-Toni oder Schergen-Toni, wie er sich jetzt nennt, zusammen mit dem Teufel. Das muß doch etwas zu bedeuten haben." - Kurt: "Es steht nichts weiter dabei. Aber ich glaube, ich verstehe es auch so. Der Toni muß ein Gerichtsscherge gewesen sein." - Paul: "Also ein Gerichtsdiener." - Kurt: "Jaja. Aber wohl einer von der unangenehmen Sorte. Und er hat einen Pakt mit dem Teufel geschlossen." - Elke: "Ja, das leuchtet ein, denn sonst wäre er ja nicht mit dem Teufel zusammen in der Kutsche." - Kurt: "Jaja. Vielleicht hat er mit dem Teufel gewettet und die Wette verloren. Jedenfalls holt der Teufel ihn ab und jagt mit ihm zur Hölle. Das geht jedenfalls aus dem Bild hervor."

Gemälde "Die feindlichen Brüder"

Die Geschichte mit den kämpfenden Brüdern im Innenhof des Schlosses hat mit Toni eigentlich überhaupt nichts zu tun; die "feindlichen Brüder" stellen für die Reisenden ja noch nicht einmal eine Bedrohung dar. Sie verstärken lediglich das unheimliche Ambiente des Schlosses. - Erklärt wird über die Ursache des Duells bezeichnenderweise gar nichts: Kaum ist die Parallele zwischen dem Erlebten und dem Gemälde erkannt, wird die Aufmerksamkeit auf das nächste Bild gelenkt:

Paul: "Das nenne ich eine Überraschung! Kurt, was sagst du dazu? Hier auf diesem Bild kämpfen zwei Männer miteinander. Mit Säbeln." - Kurt: "Jaja ... das sind die beiden Männer, die wir beobachtet haben." - Paul: "Ja. Aha ... 'Die feindlichen Brüder' steht darunter. Interessant." - Elke: "Moment, ihr habt zwei Männer gesehen?" - Paul: "Ja." - Elke: "Wo sind sie geblieben?" - Paul: "Ja, verschwunden! Als ob sie sich in Luft aufgelöst hätten. So wie dieser Sigmund, der aus dem Fenster gestürzt ist." - Angela: "Sigmund? Aber das ist ja merkwürdig." - Kurt: "Was ist denn, Angela?" - Angela: "Hier, sieh doch! Dieses Bild ..."

Gemälde "Sigmund von Moosheims Todessturz"

Auch die Sigmund-Episode hat im engeren Sinne nichts mit dem Hauptplot zu tun; der Unterschied zu den Brüdern besteht darin, daß Sigmund für die Reisenden sehr wohl eine Gefahr darstellt ... sein Motiv, sich mit Elke Wille aus dem Fenster stürzen zu wollen, wird hinreichend erklärt. Ob die Knochenhand ein Element der alten Sage ist, bleibt im Hörspiel - und auch zunächst an dieser Stelle - ungeklärt.

Angela: "Hier, sieh doch! Dieses Bild ... es zeigt einen jungen Mann auf einem Pferd, das gerade in einen Abgrund springt. Auf seinem Schoß sitzt eine junge Frau, und im Hintergrund sind einige Männer, die ihn bedrohen." - Elke: "'Sigmund von Moosheims Todessturz' steht dadrunter." - Kurt: "Ah, jetzt verstehe ich!" - Paul: "Ich nicht. Das mußt du mir schon erklären, Kurt." - Kurt: "Na, Sigmund von Moosheim hat sich mit seiner Geliebten in einen Abgrund gestürzt. Ja, offenbar war sein Vater nicht mit der Frau einverstanden, die er gewählt hat." - Elke: "Ja, das könnte sein." - Kurt: "Und, äh ... kuck mal, wenn man genau hinsieht, kann man einen Brillantring am Finger der jungen Dame erkennen." - Elke: "Ja. Deshalb wollte er sich mit mir aus dem Fenster stürzen. Er hielt mich für seine Geliebte."

Gemälde "Die vier Wölfe"

Die vier Reisenden lesen eine Inschrift und erfahren so etwas über die wahre Identität der Wölfe:

Kurt: "Ja, und ... und hier ist eine Inschrift. Sie ist ins Holz geschnitten." - Angela: "Was steht da?" - Kurt: (liest) "Es geht um die Sage von den vier Wölfen, die eigentlich berüchtigte Wilderer waren, und die von sich behauptet haben, daß sie über den Teufel selbst Macht hätten." - Paul: "Die Wölfe, die draußen heulen! Ja, das sind die Geister der Wilderer, sie jagen uns! Die Geister sind hinter uns her."

Die "Sage von den vier Wölfen" ist im wirklichen Sagenzimmer sehr wohl durch ein Gemälde vertreten:

Die vier Wölfe
"Die vier Wölfe"

Zitat "So harmlos märchenhaft, wie es Richard Benno Adams Gemälde im Mooshamer Sagenzimmer darstellt, war die Zeit der Lungauer Zaubereiprozesse sicher nicht. Denn seine sommerliche Gebirgslandschaft mit den "vier Wölfen" strahlt trotz Wolkenhimmel soviel himmlischen Frieden und beschauliche Ruhe aus, daß man eigentlich gar nicht glauben will, was da am Wegesrand vor sich geht. Ein Kapuziner und ein Hirte blicken wie suchend auf vier Baumstämme, wo in magischer Verwandlung die Köpfe von Wölfen sichtbar geworden sind. Ob auch für die zwei bärtigen Alten, ist die Frage. Denn was die Lungauer Sage von diesen vier gefürchteten Brüdern berichtet, dreht sich um das Motiv ihrer "teuflischen" Verwandlungskunst in Baumstämme:
"Die Wölfe waren vier Brüder, jeder hatte seinen Zu- oder Spitznamen, den einen hießen die Leute den ‚Börger', weil er nur in den Bergen sein Unwesen trieb und selten zu Tale kam; den anderen wegen seines Aussatzes den ‚glindraudigen Thoma', den dritten wegen seiner schmucken Gestalt den ‚Schönmayr', den vierten endlich ob seiner Korpulenz die ‚Stocknudel'. Sie waren kühne Wildschützen und brachten ihr Leben größtenteils im Wildbann zu. Es wurde einmal von Moosham aus eine allgemeine Jagd auf sie gemacht; bei dieser Gelegenheit war es, als der eine, Börger, da er nicht mehr entrinnen konnte, sich in einen Stock verwandelte, worauf der Pfleger sich seinen Rauchtabak schnitt, und wobei dem armen Stocke bange war, daß der Gestrenge von Moosham ja das Messer nicht in den Stamm stoße, da der Name des Heilandes auf der Klinge eingearbeitet war." (Kürsinger, 486)
Der Wolf stellte früher eine reale Bedrohung dar. Noch aus dem Jahr 1756 liegt die Eintragung vor: "Auf die in der Linnitz oder Weißpriach sich aufhaltend groß und kleineren Wolfen möchte von hieraus (Moosham) eine Straiff vorgenohmen werden."
Der Wolf sprach aber nicht allein reale Ängste an, tief eingewurzelt war auch der Glaube an Werwölfe, der mit den Hexen- und Zauberprozessen neue Nahrung erhalten hatte.
Man vertraute auf sogenannte Wolfssegen, die die Macht besitzen sollten, Wölfe zu vertreiben, glaubte an Verwandlung in Wolfsgestalt und die Kunst, Wölfe unter den eigenen Willen zu zwingen oder zu "bannen", um anderen Menschen zu schaden. Der Werwolf war eine verbreitete Vorstellung vom Teufelsbündner."

Gemälde "Das Gelöbnis des Ritters von Tannhausen"

Diese Sage wird in dem fünften Gemälde des Sagenzimmers dargestellt, in Franciskowskys Hörspiel jedoch nicht erwähnt. Trotzdem - oder gerade deswegen - sei hier kurz darauf eingegangen. Dr. Gertraud Steiner beschreibt das Bild:

Zitat"Auf die älteste geschichtlich faßbare Gestalt in diesem Sagenzimmer geht "Das Gelöbnis des Ritters von Thannhausen" zurück. Das Gemälde zeigt einen mittelalterlich gerüsteten Ritter in Lebensgefahr. Die prachtvoll düstere Landschaft des Hochwasser führenden Murbodens ist von schweren Regenwolken verhangen. Der Reiter und sein erschöpftes Pferd sind umgeben von ausweglosen Fluten. Zum Zeichen, daß sein Gelöbnis angenommen ist, erscheint ein strahlender Bildstock vor dem bedrohlich schwarzen Himmel. [...] Das Adelsgeschlecht der Tannhausen oder Tannhäuser, das laut Kuenburgischem Archiv 1684 ausgestorben ist, war in der Rolle von Bergbau treibenden Gewerken und als Besitzer hochfürstlicher lehenbarer Güter im Lungau vertreten. Die herausragenste Persönlichkeit war der 1483 verstorbene Konrad von Thannhausen, langjähriger Pfleger zu Moosham und Gmünd, Landrichter und überdies Herr über den Goldbergbau "in der Gragöll". [...] Er ist als historische Bezugsfigur im Fall der Bildstocklegende von St. Margarethen nur spekulativ faßbar, aber als Held der Tannhäusersage von Mariapfarr steht er eindeutig fest. Zur dortigen Wappensage "Vom Vogel Greif und dem Ritt durch den Babylonischen Turm" ist auch der Grabstein des Tannhäusers überliefert. Eine Helmzier und die Pranke eines Greifen zieren den roten Marmorstein an der Kirchenmauer, dessen Umschrift lautet: "hier liegt begraben herr Chonnrat der Thannhauser, dem gott genadig sey, der gestorben ist ... (unleserlich) Anno dmm. MCCCLXXXIII Jar."
Die Sage berichtet dazu: Ritter Tannhauser durchritt zur Mitternachtsstunde den von Ungeheuern belagerten Babylonischen Turm, um die väterliche Einwilligung für seine Ehe mit Erentrudis zu erhalten. Denn in dieser Stunde hielten die Bestien einen kurzen Schlaf und boten so die Chance, diesen Höllenschlund zu durchqueren. Knapp vor dem riesigen Ausgangstor ertönte mit gewaltigem Glockenschlag die zwölfte Stunde. Die tödliche Pranke des Vogels Greif senkte sich auf seine Schulter, aber der Ritter befreite sich mit einem mächtigen Schwerthieb. Die Greifenklaue ziert bis heute das Wappen von Mariapfarr."

Wie gesagt: Das Bild wird von den Reisenden links an der Wand hängen gelassen - wir hören nichts davon. Allerdings könnte Franciskowsky nichtsdestotrotz die Sage im Hörspiel berücksichtigt haben: Gibt es in dem Hörspiel nicht einen Reiter? Was beobachten die vier denn am Anfang des Finales ...? (Elke: "Ein Reiter, jemand ist gekommen, um uns abzuholen!" [...] Paul: "Sei doch vernünftig, das ist kein Reiter! Das ist eine Kreatur Tonis!") Es bleibt bei diesem kurzen Auftritt des Horror-Jockeys; danach kümmert sich niemand mehr um ihn - nicht einmal der Drehbuchautor. Aber es könnte trotzdem Konrad gewesen sein ...

Turm In den mir momentan zur Verfügung stehenden Texten werden die beiden Gemälde "Die vier Wölfe" und "Das Gelöbnis des Ritters von Tannhausen" behandelt; über die wirklich in dem Hörspiel beschriebenen Bilder weiß ich nicht mehr, als in dem oben zitierten Eingangstext steht. Momentan versuche ich deshalb, an weiteres Material, an Abbildungen und Deutungen eben dieser anderen Gemälde heranzukommen.

So bliebe im Moment folgendes festzuhalten:

- Zwei der drei Bilder, die im Hörspiel auftauchen, sind auf jeden Fall real ("Sigmund von Moosheim", "Die feindlichen Brüder von Moosham") - Ob sie auch in Wirklichkeit das darstellen, was im Hörspiel erzählt wird, bleibt abzuwarten.
- Die Sage von den "vier Wölfen" wird im Hörspiel nicht anhand eines Bildes erklärt, sondern anhand einer Inschrift, die ins Holz geschnitzt sein soll. Warum überging Franciskowsky die Möglichkeit, auch diese Sage mittels des Bildes zu erklären? Weil die vier Reisenden aus dem real existierenden Bild nicht den Sagengehalt hätten herauslesen können, den ihnen die Inschrift vermittelt? Außerdem stellt sich die Frage, ob die Inschrift Fiktion oder Wirklichkeit ist.
- Bei dem dritten im Hörspiel dargestellten Bild mit der "Höllenfahrt des Schörgen-Toni" handelt es sich entweder um das tatsächlich existierende Bild "Die Blutschande", oder aber ein Sagenzimmerbild mit Toni gibt es überhaupt nicht, und es wurde - da es die für das Hörspiel zentrale Sage darstellte - von Franciskowsky erfunden. Natürlich ist die Figur des ehemaligen Gerichtsschergen und Teufelsbündners Toni im Lungauer Sagenschatz verwurzelt (siehe die Daten zur Geschichte des Schlosses!) Ob in diesen Sagen nun davon die Rede ist, daß Toni versuchte, sich mit Hilfe einer Menschenjagd von seinen Höllenqualen zu befreien, ist ebenfalls noch ungewiß.

 


 

Und hoch! Ähnlichkeiten mit anderen Hörspielen

Auch wenn Schloß Moosham ein einzigartiger Schauplatz ist - im Hörspiel "Der Pakt mit dem Teufel" ist das Gesetz der Serie fast in jeder Szene hörbar, und so entpuppen sich diverse Elemente des Hörspiels als Versatzstücke aus anderen Teilen der Serie. Mag dieser Absatz auch nichts mit den Infos zum Schauplatz zu tun haben, so seien die auffälligsten Parallelen doch einmal hier erwähnt:

• Ein Fortbewegungsmittel versagt - Zuflucht in einem oftmals düsteren Gemäuer: "Das Schloß des Grauens" (Autoschaden), "Horrorameisen" (Autoschaden), "Gräfin Dracula" (Unfall mit Kutsche), "Draculas Insel" (Schiffbruch)

• Sind die potentiellen Opfer erst einmal am Schauplatz des Bösen (Schloß, Burg, Insel ...) angekommen, so müssen sie bald erkennen, daß eine Flucht unmöglich ist: Sie sind von der Außenwelt abgeschlossen. Siehe auch "Frankensteins Sohn" (Auto springt nicht an), "Dracula" (Wölfe), "Das Schloß des Grauens" (Auto springt nicht an, Brücke ist weg), "Das Duell mit dem Vampir" (kein Benzin, Tore des Paradors sind geschlossen), "Gräfin Dracula" (Tor klemmt, Möwen), "Draculas Insel" (Schiffbruch), "Dem Monster auf der blutigen Spur" (kein Benzin), "Ungeheuer aus der Tiefe" (kein Boot), "Die Insel der Zombies" (Sturm), "Das Weltraum-Monster" (Beiboot ist keine Alternative zur "Drakon") - In Ausnahmefällen haben die Protagonisten die Möglichkeit zur Flucht, nehmen sie aber nicht wahr - aus Verantwortung für ihre Mitbürger ("Horrorameisen", "Monsterspinne", "Todes-Ratte"), aus Ignoranz der Gefahr gegenüber ("Mörder-Mumie"), oder aus Neugier ("Blutfürsten").

• Der Autor hat einen (selbst besuchten?) realen Ort als Schauplatz gewählt.

• Die Hauptfiguren sind meistens farblos, stereotyp und austauschbar - wie fast alle anderen in den Hörspielen. Wer kommt beim Ehepaar Gallun ("Dem Monster auf der blutigen Spur") nicht auf den Gedanken, Paul und Elke Wille hätten jetzt ein Kind - und die Identität gewechselt ...? (Ausnahmen in geringem Maße: Jonathan Harker, das Ehepaar Fawley, Hethy und Martha, Clarissa und Jonas - nicht zuletzt dank der hervorragenden SprecherInnen)

• Der Jagertee ist schon fertig - bei "Dracula" ist das Essen auch schon auf dem Tisch, obwohl es bei ihm und bei Toni keinen weiteren erkennbaren dienstbaren Geist gibt.

• Die scheinbar mit Leben erfüllte Hand wird aus dem Fenster geschleudert und schreit dabei - in "Draculas Insel" passiert dies mit Kapitän Humunks Kopf, der ebenfalls noch lebt und schreit.

• Das Kreuz - eventuell aus zwei Säbeln oder Planken gebildet - ist schnell zur Stelle ("Blutfürsten", "Draculas Insel", "Gräfin Dracula" - nur nicht bei "Das Duell mit dem Vampir" ...)

• Noch ein Detail: Wie oft haben in den Gruselhörspielen eigentlich schon Türen geklemmt und für Beklemmung bei den Protagonisten gesorgt ...? In "Der Pakt mit dem Teufel" sorgt das offenbar nicht geölte Türschloß der Kapelle jedoch nur für verhältnismäßig kurze Panik. Für den Handlungsverlauf entscheidender ist eher eine verschlossene Tür in "Blutfürsten", die klemmende Kellertür in "Das Schloß des Grauens", und das klemmende Schott in "Weltraum-Monster" - eine ganz ähnliche, spannungsintensivierende Funktion liegt in dem plötzlichen Versagen technischer Geräte; z.B. Automotoren, die in Krisensituationen zunächst nicht anspringen ("Horrorameisen", "Mörder-Mumie", "Insel der Zombies"), ebenso wie nicht funktionierendes, elektrisches Licht ("Das Duell mit dem Vampir") und Telefone, die unerklärlicherweise auf einmal tot sind. ("Frankensteins Sohn", "Das Schloß des Grauens", "Werwolf")

• Die Kapelle als einziger Ort, wo sich die Akteure dem Zugriff des Bösen entziehen können, wird schon von Angelo und Maria in "Gräfin Dracula" genutzt. Während in "Der Pakt mit dem Teufel" die gelungene Flucht in die Kapelle bereits den Sieg über die Kreaturen der Hölle bedeutet, ist bei "Gräfin Dracula" mit dem Aufenthalt in der Kapelle noch nichts endgültig gewonnen.

• Es gibt eine Vorgeschichte in vergangenen Zeiten, deren Geister im Schloß spuken - Sigmund ähnelt dem Georg aus "Das Schloß des Grauens". Aufschluß über Zusammenhänge gibt die Szene im Sagenzimmer, die allein der Erklärung dient. Weitere Erklärungsszenen in Reinkultur finden sich in "Das Schloß des Grauens" (Schloßchronik), "Monsterspinne" (Aufzeichnungen von Dr. Wyman), "Dem Monster auf der blutigen Spur" (Berichte der Polizisten) und "Werwolf" (Tonband). Beinahe ironisch wird es, wenn in "Blutfürsten" Tom Fawley in der Bibliothek des Schlosses Mordabrunn nach Aufzeichnungen über Graf Dracula in der Schloßchronik sucht. Zum einen interessiert sich Eireen für solche Recherchen herzlich wenig und mosert dementsprechend herum, zum anderen findet Tom in den Büchern noch nicht mal was ...

• Was den Titel anbelangt, so wurde er direkt dem Dialog entnommen:
- Kurt: "Der Toni muß ein Gerichtsscherge gewesen sein." - Paul: "Also ein Gerichtsdiener." - Kurt: "Jaja. Aber wohl einer von der unangenehmen Sorte. Und er hat einen Pakt mit dem Teufel geschlossen."
Es kommt nicht oft vor, daß man Hörspieltitel in anderen (früheren) Hörspielen wiederfindet, doch in diesem Fall ... Wie heißt es doch so schön in "Frankensteins Sohn im Monster-Labor":
- Señor Alvarez: "Er ist ein Dämon, aber kein Arzt. Er hat einen Pakt mit dem Teufel geschlossen."
Und bei "Gräfin Dracula":
- Angelo: "Wer ... wer sind Sie?" - Gräfin Dracula: "Das wissen Sie doch. Ich bin die Tochter des Grafen Dracula aus Transsilvanien." - Pedro Faria: "Das meinen wir nicht. Sie haben einen Pakt mit dem Teufel geschlossen."

Fledermaus "Ich werde wahnsinnig, wenn ich noch länger hierbleibe!" (Elke Wille)

 


 

Literatur Als Zitat-, Informations- und Bilderquelle dienten:

Baedeker: Salzburger Land, Salzburg, Salzkammergut, Ostfildern bei Stuttgart 1995 (Baedeker Allianz-Reiseführer)
Franz Prinz zu Sayn-Wittgenstein: Salzburger Land, München 1977
"Schloß Moosham" - Kleines Begleitheft zur Schloßführung
Gertraud Steiner: "Die Sagenlandschaft Lungau" - Referat zur Eröffnung der "Tamsweger Kulturtage" am 17.09.1997
 


 

Jetzt noch eine kleine Anzeige ...

Ferienwohnungen Schloß Moosham

Drei wunderschöne Ferienwohnungen im Herzen des Lungaues, direkt gegenüber dem Museum "Schloß Moosham" und dem Restaurant "Schloßschenke" gelegen, laden zu einem erholsamen Urlaub in ruhiger Atmosphäre ein. Direkt ab dem Parkplatz von Schloß Moosham finden romantische Pferdeschlitten-, bzw. Kutschenfahrten statt, ebenso liegt die nächste Reitgelegenheit nur ca. 10 Gehminuten von den Appartements entfernt.
Weiters sind die "Aineck-Schilifte", sowie eine Langlaufloipe in ca. 10 Minuten zu erreichen.
Die Berge rings um das Schloß Moosham laden zum Wandern und Spaziergehen ein.

Ausstattung:

Wohnung Nr. 1 (ca. 55 m²): 1 Zweibettzimmer, Wohnküche (2 Personen), TV, Bad (WC/Dusche)
Preis / Tag: 800,-- öS (incl. aller Abgaben) + Endreinigung: 300,-- öS

Wohnung Nr. 2 (ca. 60 m²): 2 Zweibettzimmer, Küche, Geschirrspüler, Balkon (mit Aussicht - Schloß Moosham), TV, Bad (WC/Dusche)
Preis / Tag: 1000,-- öS (incl. aller Abgaben) + Endreinigung: 300,-- öS

Wohnung Nr. 3 (ca. 55 m²): 1 Zweibettzimmer, 1 Zweibettzimmer mit Stockbetten, Küche, TV, Bad (WC/Dusche)
Preis / Tag: 800,-- öS (incl. aller Abgaben) + Endreinigung: 300,-- öS

In jeder Wohnung ist auch noch Platz für 2 Notbetten, oder Kinderbett.

Auf Ihre Anfrage (Schloßverwaltung Moosham, Moosham 12, 5570 Mauterndorf) freut sich
Josef Rotschopf

 


 

© Die Gruselseiten (13. November 1998)