Rund 2000 Seelen leben in der südwestlichsten Stadt Europas, die man eher in Irland vermuten würde als in Portugal. Hier gibt es nichts Pittoreskes und Malerisches, sondern nur Zweckmäßiges, d.h. Windgeschütztes. Wer hier Urlaub macht, liebt das Elementare, bevorzugt wilde Strände zwischen düsteren, fast bedrohlich wirkenden Felsschroffen, mag ein aufgewühltes und oft genug tobendes Meer, das um einige Grade kälter ist als nur 30 km östlich in Lagos. Hier trifft man erstaunlich viele (Rucksack-)Reisende aus aller Welt.
Direkt westlich vorgelagert ragt die wuchtige Felsnase des Ponta de Sagres in den Atlantik, die etwas übertrieben auch Promotórium Sacrum, "Heiliges Vorgebirge" genannt wird. Hier unterhielt "der" Held der Nation, Heinrich der Seefahrer im 15. Jh. eine Navigationsschule, in der die nautischen Kenntnisse vermittelt und erarbeitet wurden, ohne die Vasco da Gama und all die anderen Seefahrer niemals hätten in See stechen können, um Portugal zum größten Weltreich für kurze Zeit zu machen. In einem alten Fort (Fortaleza) auf den Klippen findet sich ein Turismo (täglich 9-19 Uhr) und ein "Kino", in dem täglich um 17.15 Uhr ein Spielfilm über Heinrich den Seefahrer abrollt. Eine als Nationalmonument verehrte steinerne Windrose von 20 m Kreisdurchmesser steht da, die allerdings - wofür es keine Erklärung gibt - von Heinrich in 42 anstatt (wie üblich) in 32 Felder unterteilt wurde.
Michael Möbius / Annette Ster: Portugal selbst entdecken. Zürich 1988 [Regenbogen-Verlag], S. 114-116
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© Die Gruselseiten (26. Februar 2025)