Schriftzug

 Fledermäuse 
"Seht doch mal, seht doch mal! An der Hand ist ein ... ein Brillantring!"
(Elke Wille in "Der Pakt mit dem Teufel")

Schloß Die beiden feindlichen Brüder

Auf dem Schlosse Moosham hausten einst zwei Brüder, die in treuer Liebe zueinander hingen. Da kam eines Tages ein Ritter aus der Nachbarschaft mit seinem holden Töchterlein auf die Burg. Beide Brüder verliebten sich nun in das Mägdlein und ein jeder wollte die holde Maid sein eigen nennen. Da verwandelte sich ihre bisherige Liebe zueinander in grimmen Haß; dieser steigerte sich noch, als der eine der beiden Brüder ein goldenes Ringlein, welches das Ritterfräulein bei einem Turniere gespendet, als Lohn seiner Tapferkeit gewann, während der andere leer ausging. Das ergrimmte diesen noch mehr und sein Haß gegen den eigenen Bruder wuchs so sehr, daß sich die beiden Brüder, die bisher gemeinsam am oberen Schlosse gewohnt, trennten, indem der eine im oberen, der andere im unteren Schlosse seine Wohnung nahm. Um sich ja nicht zu sehen oder zu begegnen, ließen sie die Türöffnung und alle Fenster des großen Getreideschüttbodens, welcher das untere mit dem oberen Schlosse verband, vermauern.
Da kam nach Jahren ein Sänger vor das Schloß und sang in ergreifender Weise von der ewig schönen Liebe und ihrem goldenen Los; dabei spielte er die Harfe so hinreißend schön, daß es die beiden Brüder rührte und ihre starren Herzen zu erweichen begannen. Schon wollten sie einander in die Arme fallen, um sich den Versöhnungskuß zu geben, als durch den Glanz des goldenen Ringleins der kaum erstorbene Haß mit erneuter Heftigkeit erwachte. Sie griffen zu den Schwertern und töteten einander in furchtbarem Kampfe.
Seit jener Schreckensstunde steht das Schloß verödet und Grabesstille umzieht seine einsamen Mauern. Des Nachts aber, wenn der silberglänzende Mond vom gestirnten Himmelszelt herniederleuchtet auf das verödete Schloß, dann steigen aus den Gräbern zwei düstere Schatten auf und über ihnen schwebt ein feuerrotes Ringlein, das ihnen die Liebe aus der Brust geraubt. Sie messen sich, aufeinander losstürzend, mit grimmen Blicken und ihre mächtigen Schwerter schlagen dann mit solcher Wucht aneinander, daß die Funken sprühen. Sieht ein nächtlicher Wanderer dieses grausige Ringen, so eilt er, von Schauder erfaßt, von dannen.

Literatur Lungauer Volkssagen. Gesammelt und herausgegeben von Michael Dengg. Fünfte vermehrte und verbesserte Auflage. Mauterndorf o.J. [1973 (?)], S. 91f. (aktuelle Auflage hier erhältlich)

 

Schloß Die Herren von Moosham (Auszug)

Dann geht auch eine Sage, daß einmal zwei Gebrüder Mooshamer hier gewohnt haben, der eine im oberen, der andere im unteren Schlosse (zwischen beiden befindet sich der große gemauerte Getreideschüttkasten) welche sich so tödtlich haßten, daß sie die Thoröffnung, welche beide Schlösser verbunden hat, eben so wie alle Fenster, welche je eine Einsicht in den Schloßhof des anderen hätten bieten können, vermauert haben. Diese Sage ist unterstützt durch deutliche Spuren einer noch sichtbaren Thorvermauerung.

Literatur Lungau. Historisch, ethnographisch und statistisch aus bisher unbenützten urkundlichen Quellen dargestellt von Ignaz von Kürsinger [...]. Mit artistischen Beigaben. Salzburg 1853, S. 452.

 

Schloß Das Ringlein

Das Ringlein.
Von Paul Seifter.

Hoch im Gebirge pranget
Ein einsam stilles Thal,
Es ist das kalte Lungau,
Umringt vom Alpenwall.

Dort stand in alten Zeiten
Ein hohes Ritterschloß,
D'rin glänzte mancher Degen
Auf goldgeschmücktem Roß.

Jezt ist schon längst geschieden
Die alte reiche Pracht,
Auf moosbewachs'nen Thürmen
Hält wildes Buschwerk Wacht.

Und fragt der fremde Wand'rer,
Wie diese Burg zerfiel,
Wird ihm bei grauser Mähre
Um's Herz gar bang und kühl.

Dort oben hausten weiland
In großem Ruhm und Glanz
Die edlen Herrn von Moosham,
Ein schöner Ritterkranz.

Da waren einst zwei Brüder,
Die theilten Leut' und Land
Mit treuer Bruderliebe,
Und gingen Hand in Hand.

Sie zogen mit einander
Zu Kampf und edlem Strauß,
Und wohnten in dem Frieden
Vereint in einem Haus.

Es lud einmal der Kaiser
Des Reiches Ritterschaft,
Im festlichen Turniere
Zu weisen deutsche Kraft.

Da reisten allenthalben
Viel Recken kühn herbei,
Und auch die Beiden zogen
Voll Muthes zum Turnei.

O welch' ein herrlich Prangen,
Welch Glanzen war zu schau'n
Von Kaiser, Fürst und Ritter
Und edlen deutschen Frau'n.

Hei! wie die Degen sprangen
Im ritterlichen Spiel,
Das war ein kühnes Ringen
Nach hohen Preises Ziel.

Sechs Tage war turneiet
Nach deutscher Heldenart,
Manch' Lanze ward zerbrochen,
Manch' Schwert am Panzer hart.

Es theilte d'rauf die Preise
Die Hand der Kaiserin,
Und alle Sieger traten
Voll Hochgefühles hin.

Auch einer von den Brüdern
Warb um den Ehrenpreis,
Der andere war gewichen
Im Drang des Kampfes heiß.

Da gab es gute Lanzen
Mit starkem Speer und Schwert,
Dem Bruder ward beschieden
Ein gold'nes Ringlein werth.

Wie nun den edlen Kämpen
Die Preise ausgetheilt,
Sind wieder Roß und Reiter
Vom Kampfspiel heimgeeilt.

Es ritten auch die Brüder
Zur fernen Veste hin,
Der eine trug das Ringlein,
Der and're trüben Sinn.

Wie brennt's ihn, daß zerrissen
Der Ehre gold'nes Band!
Gar neidisch schaut sein Auge
Den Ring an Brudershand.

Der eine prahlt so tapfer,
Wie sich sein Feind geneigt,
Der and're trüb und düster
Senkt stier den Blick und schweigt.

So kommen sie nach Moosham,
Der hohen Burg, zurück,
Der eine stummen Grolles,
Der and're voll von Glück.

Wohl wohnen sie wie früher
Vereint in einem Haus,
Sie gehen aber nimmer
Zusammen ein und aus.

Ein Tag floß um den andern
So stumm und öd vorbei,
Kalt' Eis umfing die Herzen,
Weg war der Liebe Mai.

Nach Jahren kam ein Sänger
Nach Moosham auf das Schloß,
Und sang aus tiefer Seele
Der Liebe gold'nes Loos.

Und spielte auf der Harfe
Gar wunderschön zum Sang,
Aus Sang und Harfe tönte
Der Liebe Wunderklang.

Das drang den beiden Brüdern
Schier in das Herz hinein,
Das Eis begann zu schmelzen
Wie an dem Sonnenschein.

Und heller, voller klinget
Das Lied aus Sängers Mund,
Die Harfe mahnt so mächtig
Zu neuem Freundschaftsbund.

Da neigen sich die Brüder
Zu trautem Herzenskuß,
Das Ringlein klinget höhnend
Dazu gar argen Gruß.

O weh! es wird im Herzen
Die alte Feindschaft wach,
Es rieselt auf die Erde
Von Blut ein rother Bach.

Das war ein herzlich Küssen
Bei grausem Schwerterklang;
Es ward dabei dem Sänger
Im Herzen heiß und bang.

Es sinken beide Brüder
In tiefer Brust das Schwert,
Zwei purpurfarb'ne Leichen,
Von wildem Haß verzerrt.

Der Sänger reißt die Saiten,
Er bricht die Harf' entzwei,
Und flieht von blut'ger Stätte
Mit grauenvoller Scheu.

Seitdem steht diese Veste
Verödet und verflucht,
Es hat kein menschlich Wesen
Sie wieder je besucht.

Doch Nachts, wenn Mond und Sterne
Vollbringen ihren Lauf,
Da steigen aus zwei Gräbern
Zwei düft're Schatten auf.

Ein feuerrothes Ringlein
Schwebt über ihrem Haupt',
Roth' Ringlein hat die Liebe
Aus ihrer Brust geraubt.

Sie stieren grimmen Blickes
Und lachen wutherglüht,
Sie schlagen mit den Schwertern,
Daß rings es Funken sprüht.

Und sieht ein später Wand'rer
Dieß grause Nachtgebild,
Bekreuzt er sich, und fliehet
Verfolgt vom Schreckensbild.

Literatur Volkssagen aus Salzburg. Erstes Bändchen [Hrsg.: Franz Storch]. Salzburg 1853, S. 84-91. (online: Bayerische Staatsbibliothek, München)

 

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© Die Gruselseiten (27. Mai 2001)