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 Fledermäuse 
"Das ist doch nur ein ausgestopfter Bärenkopf!"
(Schörgen-Toni in "Der Pakt mit dem Teufel")

Schloß Der letzte Bär aus dem Lungau

Es war in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als der Besitzer des Poschengutes in Unternberg sein Vieh von der Weide heimwärts zum Stall trieb. Als das Vieh im Stall beisammen war, ging der Bauer hinein, um es zu überzählen, ob ihm kein Stück fehle. Da wurde er zu seinem nicht geringen Schrecken eines mächtigen Bären ansichtig, der sich mitten unter der Viehherde befand und auf das Kleinvieh des Bauern, dessen Schafe und Kälber, fortwährend begehrliche Blicke warf, anscheinend mit sich beratend, welches Stück ihm als fetter Leckerbissen zur Abendmahlzeit am besten bekommen dürfte. Mit Entsetzen rennt der Bauer aus dem Stalle, holt sich aus dem etwas abseits liegenden Hause seinen Kugelstutzen und eilt damit zum Stalle, um das gefährliche Tier zu erlegen. Wie ihm beikommen? Durch die Stalltüre traut er sich nicht, weil ihn der Bär anfallen und zerreißen könnte. Da kommt ihm ein guter Gedanke. Er steigt auf das Bretterdach des Stalles, hebt einige Schindeln ab, so daß er in den Stall hineinsehen kann. Dann zielt er nach dem Bären, der Schuß fällt und zu Tode getroffen lag die furchtbare Bestie in ihrem Blute. Den zottigen Bärenkopf nagelte der Bauer nachher ober dem Einfahrtstore seiner Scheune an. Nun aber befindet er sich im Besitze des Grafen Hans Wilcek, der ihn nach seinem Schlosse Moosham bringen ließ. Dort betrachtet ihn jeder Besucher des Schlosses mit Interesse; sind es doch die Überreste des letzten Bären aus dem Lungau.
Nach einer anderen Sage soll der letzte Bär im Liegnitztal erlegt worden sein. Der Kopf desselben ist am Stall des Wielandbauers in der Liegnitz angenagelt zu sehen.

Literatur Lungauer Volkssagen. Gesammelt und herausgegeben von Michael Dengg. Fünfte vermehrte und verbesserte Auflage. Mauterndorf o.J. [1973 (?)], S. 164f. (aktuelle Auflage hier erhältlich)

 

Schloß Der Bärenkopf am Poschengute

Doch kehren wir über die Muhr zurück in das Dorf; an einem der ersten Häuser an der Fahrstraße, es ist das Poschgut zu Unternberg, Haus Nr. 3, erblicken wir oberhalb des Hausthores an der Thüre des Heubodens die zottige Kopfhaut eines Bären.

"So wie der Jäger in den Alpen pflegt,
Der, wenn bestanden ist Gefahr und Grauen,
Nun an sein Thor die grauen Felle schlägt,
Die dicken Bärenhäupter und die Klauen."
Aus Ariost's ras. Roland Ges. 15. Strophe 50

Ich erkundigte mich bei dem Hausbesitzer, dem Bauer Posch, wie denn Meister Petz angegangen, daß man sein theures Haupt hier angenagelt hat. Der Besitzer, Joseph Mooser am Poschgute, erzählte mir, daß es wohl bei hundert Jahre sein mag, als eines Tages der Eigner dieses Hofes sein Vieh von der Gasse zum Stalle trieb. Als das Vieh drinnen beisammen war, ging der Bauer hinein, um es zu überzählen, ob ihm kein Stück fehle. Doch welcher Schrecken ergreift ihn, als er mitten darunter in brüderlicher Eintracht einen großmächtigen Bären gewahr wird, der gerade im Deliberiren war, welches vom Kleinviehe ihm als feister Leckerbissen zur Abendmahlzeit am besten bekommen dürfte.
Mit Entsetzen flieht der Bauer aus dem Stalle, verschließt die Stallthür, eilt nach Hause (denn der Stall steht etwas entfernt) ladet sich seinen Scheibenstutzen mit der Kugel, und eilt zum Stalle. Doch wie hineinkommen? - Durch die Thür? Du mein lieber Gott! Da kann der Bär auf mich herausspringen, und zerreißt mich. -
Da fällt ihm bei, das flache Legdach zu erklettern, er hebt einige Schindeln aus, und blickt hinab in den Viehstall - da sieht er den alten Petz friedlich hingelagert neben dem schönsten Kalbe, das ihn harmlos und gutmüthig mit wahren Kalbsaugen anglotzt - der Bauer zielt - der Schuß fällt - und in seinem Blute liegt, zu Tode getroffen, die furchtbare Bestie.
Daher rühret die Kopfhaut des Bären an der Hauswand des Posch.

Literatur Lungau. Historisch, ethnographisch und statistisch aus bisher unbenützten urkundlichen Quellen dargestellt von Ignaz von Kürsinger [...]. Mit artistischen Beigaben. Salzburg 1853, S. 425f.

 

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