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Zu Gast im Geisterhof Zu Gast im Geisterhof
 

 • Die Ankunft
 • Es ist Nacht
 • Auf zum Schloss
 • Es spukt
 • Das Zimmer 9

Autor dieser Szene: Karsten Sommer
 

Das Zimmer 9

Es ist Nacht. Wind pfeift um das Haus. Eine Eule schreit.

Tom: Da hat der Wirt uns einfach stehen lassen. Und ich dachte, die Bewohner in diesen alten Dörfern wären anfällig für so was.
Eireen: Tja, hier aber offensichtlich nicht. Es scheint keinen zu interessieren, dass es in diesem Hause spukt.
Tom: Warte mal, warte mal. Es gibt keinen Beweis dafür, dass es hier spukt. Zumindest haben wir diesen Beweis noch nicht gefunden und bevor das nicht geschehen ist, lasse ich mich zu keinen Behauptungen hinreißen.
Eireen: Hoppla, hoppla. Heißt das etwa, dass wir hier einer neuen Spur nachgehen, Mr. Fawley?
Tom: So ist es, meine liebe Miss Fox. Ich will herausfinden, was mich des abends fast in einer Jauchegrube hat ersaufen lassen. Da stimmt doch was nicht.
Eireen: Und was schlägst du vor?
Tom: Dass ich in mein Zimmer latsche und mich kräftig aufs Ohr haue, und zwar solange, bis ich tief und fest eingeschlafen bin.
Eireen: Was? Du willst mich jetzt alleine zurücklassen? Ich dachte, nachdem wir diese Story aufgetan haben, dass wir jetzt einen Schlachtplan entwerfen?
Tom: Du weißt doch, meine Nächte sind mir heilig. Es gibt nichts, was wir morgen nicht auch noch besprechen könnten. Zum Beispiel morgen beim Frühstück.
Eireen: Du bist ein Ekel.
Tom: Und du bist ein Schatz. Gute Nacht.
Eireen: Gute Nacht.

Musik

Wind pfeift um das Haus. Ein Fensterladen klappert.

Eireen: (gähnt) Ich glaube, ich muss mit dem Wirt morgen mal ein ernstes Wörtchen reden. Dieser Fensterladen raubt mir noch den Schlaf. Da ist Toms monotones Gesäge ja geradezu einlullend. Warum ist es tagsüber eigentlich nicht so windig?! Zum Kuckuck, jetzt bin ich hellwach. Wieviel Uhr es wohl ...

Ein lauthallender, stampfender Schritt

Eireen: (erschrickt) Mein Gott, was war das?

Ein erneuter lauthallender, stampfender Schritt, der sich fortlaufend wiederholt

Eireen: (erschrickt erneut) Da, schon wieder! Himmel, was ist das? - Aaah, was sind das für Schritte? Oh Tom, wo bist du nur? Wo ist denn der Lichtschalter? Ich, ah, da. Da ist er ja, ich ... oh nein, warum geht denn das Licht nicht an? Das hat doch vorhin noch funktioniert? Tooom, hilf mir! Bitte, lass es aufhören, bitte bitte, lass es aufhören.

Die Schritte werden lauter und schneller und scheinen näher zu kommen.

Eireen: (angsterfüllt) Es kommt näher. Die Schritte kommen näher. Es ist gleich da, es ist gleich vor meiner Tür. Oh nein, bitte, warum hilft mir denn keiner?

Die Schrittzahl erhöht sich.

Eireen: Nein, ich halt das nicht mehr aus. Ich will hier raus. Ich will ... ich will ...

Die Schritte enden abrupt.

Eireen: und Eireen schreit laut auf)
Eireen: Was? Es hat aufgehört. Es hat aufgehört, oh Gott, es hat aufgehört. Ich ... wo ist der Lichtschalter, ich muss das Licht einschalten. Ja, es funktioniert wieder. Es ...

Es hämmert gegen die Tür.

Eireen: (schreit auf)
Gast: Hallo, Sie da drin! Sind Sie in Ordnung? Hören Sie mich? Geht es Ihnen nicht gut?
Eireen: Was? Wer ist da?
Gast: Ich bin Ihr Zimmernachbar, aus Zimmer 2. Ich habe Sie durch die Wand gehört. Ist alles in Ordnung? Haben Sie einen Albtraum gehabt?
Eireen: Nein, nein, ich ... Ach, warten Sie. Ich mache die Tür auf.

Eireen öffnet die Zimmertür.

Gast: Mein Gott, Sie sind ja leichenblass. Um Himmels Willen, was haben Sie denn nur geträumt, dass Sie so aussehen? Sie sehen ja aus wie der Tod!
Eireen: So fühle ich mich auch. Sehe ich wirklich so furchtbar aus? Entschuldigen Sie, dass ich Sie geweckt habe, aber haben Sie diese Schritte nicht gehört? Diese ohrenbetäubenden Schritte? Sie wurden immer lauter und kamen näher und ich hatte solche Angst, dass sie in mein Zimmer kommen und dass ... und ich wollte sagen ... ich meine, dass ... ich glaube, ich hatte nur einen Albtraum.
Gast: Das glaube ich allerdings auch. Ich habe keine Schritte gehört. Und auf dem Flur war auch niemand, als ich aus meinem Zimmer kam. Es war sicher nur ein Alptraum. Das passiert schon mal, wenn man in solchen Gegenden übernachtet. Aber jetzt sollten Sie wieder schlafen gehen. Das werde ich auch tun. Gute Nacht.
Eireen: Gute Nacht.

Der Gast geht zurück in sein Zimmer. Eireen rennt zu Toms Zimmertür, schlägt die Tür hinter sich zu und springt in Toms Bett.

Tom: Was zum Teufel ... Eireen, was ist denn in dich gefahren? Aaaah, verdammt noch mal, du bist ja eisekalt. Zieh' dir doch ein paar Socken an. - Was? Was ist denn los? Du zitterst ja am ganzen Körper. So kalt ist es doch gar nicht. Ich mach' mal das Licht an.

Tom knipst einen Schalter.

Tom: Mein Gott, Eireen, du siehst ja aus wie der Tod! Was ist denn los mit dir? Du siehst ja aus, als hättest du einen Geist gesehen.
Eireen: Viel schlimmer als das. Oh Tom, lass uns von hier verschwinden. Irgendwas stimmt nicht mit diesem Haus. Erst dieses Wimmern und jetzt diese ohrenbetäubenden Schritte. Tom, ich hab' Angst.
Tom: Von was für Schritten redest du denn, Eireen?
Eireen: Ich bin vorhin aufgewacht, wegen diesem dummen Fensterladen. Und auf einmal hörte ich diese Schritte, diese ohrenbetäubenden, stampfenden Schritte. Sie kamen näher und wurden lauter und schneller, als wenn jemand über den Flur rennen und in mein Zimmer kommen würde. Dann klopfte es an meine Tür.
Tom: Ja, und dann? Spann' mich nicht auf die Folter!
Eireen: Nichts! Das war der Gast aus Zimmer 2. Ich hatte wohl so laut geschrien, dass er aufgewacht war und an meine Tür geklopft hatte, um nach dem Rechten zu sehen. Was du übrigens auch hättest tun können. Ich habe Todesängste ausgestanden, während du in deinem Bett geschlummert hast. Neben dir könnte ja einer tot umfallen, du würdest es bestimmt verschlafen.
Tom: Du kannst mir doch nicht zum Vorwurf machen, dass ich einen gesunden Schlaf habe. Bist du sicher, dass du nicht geträumt hast?
Eireen: Tooom, ich kann doch wohl noch Traum von Wirklichkeit unterscheiden. Das war so echt, wie du jetzt neben mir im Bett liegst.
Tom: Hm, das ist wirklich ungewöhnlich. Vielleicht war es der Fensterladen, der so laut gegen die Wand geschlagen hat. Lass uns mal in dein Zimmer gehen, vielleicht gibt es eine ganz natürliche Erklärung für die Geräusche, die du gehört hast.
Eireen: Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich noch einmal dieses Zimmer betrete. Lass uns doch lieber von hier verschwinden, ich hab' so ein ungutes Gefühl.
Tom: Eireen, mach dich doch nicht lächerlich. Komm jetzt. Wir werfen mal ein Blick in dein Zimmer.

Tom und Eireen steigen aus dem Bett und gehen in Eireens Zimmer.

Tom: Tja, sieht alles ganz normal aus. Ich schaue mal aus dem Fenster. Vielleicht ist es ja wirklich der Fensterladen.
Eireen: Tom, ich weiß doch, welches Geräusch der Fensterladen macht. Ich wache ja schließlich jede Nacht davon auf. Die Geräusche, die ich gehört habe, waren anders. Ein lautes, stampfendes Geräusch und kein Klappern.
Tom: (steckt seinen Kopf aus dem geöffneten Fenster) Der Fensterladen ist tatsächlich locker. Hm, hier ist ein Riegel. Ich werde ihn mal hochstellen. Da, siehst du? Kein Klappern mehr. So einfach ist das.
Eireen: Das heißt aber nicht, dass ich noch eine Nacht in diesem Zimmer verbringen werde. Ich schlafe ab sofort in deinem Zimmer.
Tom: Kein Problem, aber das Bett ist ziemlich schmal. Wir müssen uns also eng aneinander kuscheln.
Eireen: Wer hat denn gesagt, dass wir zusammen in einem Bett schlafen? Du schläfst hier und ich schlafe in deinem Zimmer.
Tom: Was? Das ist doch nicht dein Ernst.
Eireen: Und ob das mein Ernst ist. Ich habe es satt, jede Nacht von diesem Geklapper aufgeweckt zu werden.
Tom: Aber Eireen, warte doch mal. Der Fensterladen ist doch jetzt fest und ...
Eireen: Tom? Schau mal.
Tom: Was ist denn, Eireen?
Eireen: Da. Die Tür von Zimmer 9. Sie ist offen.
Tom: Ja, und? Dann ist sie eben offen. Was macht das schon?
Eireen: (flüstert) Die war aber vorhin noch zu, als wir in mein Zimmer gegangen sind. Ich bin mir absolut sicher.
Tom: So sicher wie mit den stampfenden Schritten?
Eireen: (zischt) Ja, du Esel, hundertprozentig sicher. Ich hatte mich vorhin umgesehen, als wir in mein Zimmer gegangen sind, und da war die Tür zu.
Tom: Warum flüsterst du denn?
Eiren: Vielleicht ist da jemand in dem Zimmer?
Tom: Bestimmt. Der Wirt wird das Zimmer vermietet haben.
Eireen: Hat er nicht. Ich habe auf das Schlüsselbrett gesehen, als wir nach oben gegangen sind. Nur unsere beiden und der des Norddeutschen fehlen, alle anderen Schlüssel waren noch dran.
Tom: Na, dann schau' ich doch einfach mal rein.
Eireen: Sei vorsichtig, Tom.
Tom: Ach Unsinn, was soll denn schon passieren. Hm, ich kann nichts sehen, ist viel zu dunkel hier drin. Wo ist denn der Lichtschalter?

Ein Schalter klickt viermal.

Tom: Funktioniert nicht. Hallo? Ist hier jemand?
Eireen: Pass auf, Tom.
Tom: Worauf denn, Eireen, hier ist doch nichts und niemand. Komm rein, kannst dich selbst überzeugen.
Eireen: Tom, ich weiß nicht.
Tom: Eireen, stell dich nicht so kindisch an.
Eireen: Na gut, aber ich habe wirklich kein gutes Gefühl dabei.
Tom: Ich auch nicht, vielleicht ist es ja wirklich ein neuer Gast und er kommt gleich von der Toilette zurück, während wir hier in seinem Zimmer stehen.

Die Tür schlägt zu.

Eireen: (schreit auf)
Tom: Verdammt, jetzt ist die Tür zu. Der Wind muss sie zugeschlagen haben. Lass mich mal vorbei, Eireen.
Eireen: Tom, bleib bei mir. Ich seh die Hand vor Augen nicht. Hier stimmt doch etwas nicht.

Tom rüttelt an der Türklinke.

Tom: Die Tür geht nicht auf. Sie ist verschlossen. Man hat uns hier eingeschlossen. Heh, aufmachen!

Tom hämmert gegen die Tür.

Tom: Machen Sie die Tür auf. Machen Sie die Tür auf!

Musik

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Fortsetzung:

 Die Geisterstunde

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© Die Gruselseiten (18. August 2004)