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Zu Gast im Geisterhof Zu Gast im Geisterhof
 

 • Die Ankunft
 • Die erste Nacht
 • Morgen-Grauen
 • Die Horrorhütte

Autor dieser Szene: Markus Duschek
 

Die Horrorhütte

Eisiger Wind pfeift durch Tannenwipfel, kehliges Rabenkrächzen im Hintergrund. Tom und Eireens Schritte knirschen auf dem verschneiten Waldweg.

Tom: (außer Atem) Da ... da vorne, siehst du? Das ist die Hütte! (rasselnder Hustenanfall)
Eireen: Mein Sportsmann! Du bist ja völlig aus der Puste ... Und ich dachte, nach deinem ausladenden Frühstück wärst du für unsere kleine Bergexkursion gewappnet ...
Tom: Na, herzlichen Dank! Ich schlepp' mich ja auch ab mit dieser Monster-Fotoausrüstung und unseren Lunchpaketen ...
Eireen: Wie es sich auch für einen Hoffotografen ziert! Sei mir doch einmal dankbar. Hier dürftest du ein paar wirklich stimmungsvolle Bilder schießen konnen: Das sieht ja mehr wie ein halbverfallenes, düsteres Paradies für Ratten denn ein wohlig-warmes Ferienkuscheleckchen aus!
Tom: Tja, eine windschiefe Bruchbude und die meisten Scheiben sind auch nicht mehr heil. In Schweden hält man sowas wohl für Alpenromantik, oder wie kannst du dir erklären, daß diese Mädels hier gehaust haben ...
Eireen: Na komm! Wären wir nicht inzwischen schon leicht angegraut, würden wir das doch auch als netten Abenteuerurlaub in Kauf nehmen.
Tom: Sprich ruhig nur weiter für dich selber! Ich steig' so lange schon mal durch eines dieser Fenster ins Innere dieses trauten Heims! Vielleicht gibt's da noch was zu entdecken, was die Polizei übersehen hat und was Licht in das Verschwinden dieser beiden Gören bringen konnte ... Hilf mir mal, dieses Brett zur Seite zu biegen.

Knarzendes Geräusch

Tom: So, jetzt geht's!

Tom zieht sich am Fenstersims hoch und läßt sich ins Dunkel plumpsen, ein dumpfer Schlag folgt.

Tom: AHHHH, VERDAMMT! Eireen, reichst du mir mal die Taschenlampe? Es ist zappenduster hier drinnnen!
Eireen: Klaro! Hier ... (lächelt) Tut es sehr weh, Schatz?
Tom: Wenn das hier erstmal angeschwollen ist, geh' ich glatt als Einhorn durch ... aber warte! Ich zieh' dich hoch!
Eireen: Okay! (zögert) Einen Moment, Tom!
Tom: Na, was denn?
Eireen: Da raschelt's im Gebüsch ...
Tom: (amüsiert) Sicher ein Eichhörnchen ... Kannst du dich noch an A-Hörnchen und B-Hörnchen er-
Eireen: (unterdrückt einen Aufschrei, unsicher) Tom!?! Erklär' mich für verrückt, aber ich hab' grad ein glühendes Augenpaar zwischen den Blättern wahrgenommen ... schwefelgelb!
Tom: Schwefel ...? Was schwafelst du da? Ich -

Plötzlich prescht eine reißende Bestie aus dem Unterholz und jagt auf Eireen zu.

Eireen: Ahhh! Tom!! HILF MIR!!! Der HUND ...

Tom zieht Eireen in letzter Sekunde ins Hütteninnere. Der tollwütige Hund kracht hart gegen die Bretterwand und jault auf.

Tom: Puhh! Das war knapp! St. Bernhard hat wohl einen schlechten Tag ...
Eireen: (noch immer verschreckt) Wie ...?

Das Knurren und wütende Bellen des Hundes ist auch im Haus gut zu hören.

Eireen: Du hast recht! Das ist ein Bernhadiner, sogar mit Rumfässchen am Halsband ... aber wie der aussieht! Entsetzlich! Das Tier hat Schaum vor dem Mund ...
Tom: Von dem Rum da hätt' ich jetzt gern 'nen Schluck! Dann wär dieser Höllenköter wirklich mein Retter in der Not.
Eireen: Willst du dieses Vieh wirklich auf Film bannen? Vielleicht macht ihn das Geknipse nervös und er springt noch durchs Fenster ...
Tom: Keine Panik! Das haben wir gleich! So, Bello ... sag' "Cheese"! Hmmmm? Na, wo ist er denn?
Eireen: Da haben wir ja nochmal Glück gehabt! Der stürzt sich jetzt wohl lieber auf irgendein Kleintier! Sorry, A-Hörnchen ...

Ein hysterisch hoher, schnell ersterbender, menschlicher (?) Todesschrei, begleitet vom blutrünstigen Knurren des Hundes, schallt aus dem Forst.

Eireen: (mit zitternder Stimme) Tom, was ...? Oh, mein Gott!
Tom: Los, raus!!
Eireen: Nein!!!
Tom: Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich mir hier gemütlich anhöre, wie diese Bestie einen Menschen frühstückt!
Eireen: Natürlich nicht!
Tom: (zieht sich bereits am Fenstersims hoch) Wenn du willst, bleib' hier ...
Eireen: Nein! Ich komme mit ...

Hektisch-düstere kurze Musikpause
Knirschende, schnelle Schritte, das Knacken zertretener Äste, der einsame entfernte Schrei eines Raubvogels

Tom: (ringt nach Luft) Hier muß es gewesen sein ...
Eireen: Wieso? Hier ist doch nichts! Nicht mal der Abdruck eines menschlichen Körpers im Schnee ...
Tom: Siehst du's denn nicht? Da klebt Blut an der Baumrinde, frisches Blut! Es glänzt noch ....
Eireen: (pfeift durch die Zähne und fängt plotzlich an zu zittern) Das gibt' s doch nicht! Das Blut bildet eine Form, die aussieht wie eine menschliche Hand!
Tom: Aber im Barbieformat ...
Eireen: Oder Zwergenformat!

Ein helles, grausames Kichern ertönt aus der Baumkrone und wechselt in der nachsten Minute standig die Position.

Eireen: Unsere Zwerge! Hörst du sie, Tom? Es gibt sie wirklich!

Das Kichern schwillt zu einem echohaft-schallend durch die Natur dröhnenden Chor an.

Tom: (räuspert sich, hörbar mit der Situation überfordert) Bloß weg hier! Zurück zur Hütte! Ich mag' s nicht, wenn einer mit mir Kasperletheater spielt ... Das ist doch sicher wieder diese Nummer mit dem Tonbandgerät, wie Lord Cattenbury sie mit uns abgezogen hat! Also, ich tippe auf den Wirt ...
Eireen: (gereizt) Bist du weich in der Birne? Das war doch kein Tonbandgerät gewesen, sondern der Wind, der sich im Schloßturm fing ... und das Stöhnen von "Nessie" - DU solltest es eigentlich besser wissen!!
Tom: Schon gut! Aber ich weigere mich einfach, diese Zwergerei für voll zu nehmen! Nessie? Okay. Dracula und ... äh, Frankenstein? Okay. Künstliche Menschen mit Vampirhäuptern? Okay ... Aber irgendwo muß doch mal Schluß sein! Der liebe Gott ist doch kein Märchenonkel ...
Eireen: (düster) Der liebe Gott hat damit nichts zu tun.

Das penetrante Kichern geht in eine drohende Zwischenmusik über.
Tom und Eireen bremsen ihren Sprint durch den Forst ab: Sie sind am Ziel ...

Tom: (hustet und atmet schwer aus) Du! Da liegt was vor der Hüttentür ...
Eireen: Ja, etwas Pelziges ... (schluckt) Oh, Jesus!
Tom: Der Kopf des Bernhardiners ... (reissendes, schmatzendes Geräusch) abgeschnitten wie mit einem Skalpell! Woher kenn' ich das bloß?
Eireen: (angewidert) Tom!!! Laß sofort das eklige Ding los! Da krieg' ich ja das Würgen ...
Tom: Krieg' dich wieder ein! Nehmen wir lieber schnell einen Imbiß - wozu hab' ich mich mit diesen Lunchpaketen denn abgeschleppt? Und dann krempeln wir diese Baracke um! Ich bin sicher, daß es hier einige sehr interessante Dinge zu sehen gibt ...
Eireen: (stöhnt) Du bist hoffnungslos, Tommy!

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Fortsetzung:

 Der Förster aus dem Schauderwald

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© Die Gruselseiten (6. Februar 2001)