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 Fledermäuse 
"Das ist ja Blut!"
(Elke Wille in "Der Pakt mit dem Teufel")

Schloß Die Sage von der Blutschande der Herren von Moosham

Im unteren Schlosse steht ein Gebäude, dessen zweiter Stock ehemals die Landrichterswohnung war.
Dieses Gebäude ist in seinen inneren Räumen schon sehr verfallen, und man gelangt in dasselbe nur über abgestürzte Trammbäume und Querbalken. Wen schwindelt, dem rathe ich zurückzubleiben.
Im Eingangs-Zimmer dieser Landrichterswohnung befinden sich an einer Wand vier Freskobilder hingemalt. Es sind zwei männliche und zwei weibliche Bruststücke.
Der Kopf zur Linken stellt ein Mädchen mit fliegenden Kopfhaaren und kummerschwerem Gesichte vor; eine Elster ist oberhalb angebracht. Daran ein Männerkopf mit desperaten Gesichtszügen; er ist nur mit einem an der Brust geöffneten Hemde angethan, ober seinem Haupte zwei Raaben, wovon einer nach dem Kopfe dieses Menschen pickt; er hat ein wahres Armesünder-Gesicht. Die dritte Halbfigur zeigt ein Mädchen mit unschuldsvollem wunderlieblichem Antlitze; ein reiches blondes Haargeflechte zieht sich unter dem Hute an den Schläfen herab; die letzte Figur stellt einen Menschen mit starkem Haar- und Bartwuchse vor, eine wahre Räuberphysiognomie, dem man, wenn man ihm im Walde allein begegnen würde, nichts Gutes zumuthen könnte. Er zeigt den Daumen zwischen dem Zeige- und Mittelfinger gegen die anderen Gestalten hin, oder, wie man im gemeinen Leben sagt, er zeigt den Andern die Feige.
Leider sind die Bilder, seit ich sie gesehen, von einem abergläubischen Pechsammler aus Kärnthen zerstört worden, welcher in den hinter den Bildern hohl tönenden Mauer-Räumen einen Schatz muthmaßend, dieselben mit frevelndem Hammer zerschlagen hat.
Zum Glücke, daß der Kunstmaler Rattensperger aus Pinzgau früher diese Bilder getreulich kopirte, welche Kopien ich hier anschließe.

"Die Sage von der Blutschande der Herren von Moosham

Ueber diese vier Figuren lebt folgende Sage im Volke.
Es waren zwei Gebrüder aus dem Rittergeschlechte der v. Moosham, welche zwei Schwestern hatten. Beide Brüder verliebten sich in die eine der Schwestern, (über welche die geschwätzige Elster als Zeichen, daß nichts verborgen bleibe) und sie wurde von Jenem zur Rechten geschwängert, welcher zum Hohne seines Sieges dem Bruder den Daumen weiset; dieser in den Hoffnungen seiner leidenschäftlichen Liebe betrogen, und durch des Bruders Spott noch mehr gereitzt, ermordet den Bruder. Der Mörder erkennt sein Verbrechen, und stürzt sich in der Verzweiflung vom hohen Söller hinab auf den Felsen des Burggrabens, wo er mit zerschmetterter Hirnschale den Raubvögeln zur Aesung ward.
Das ist der Fluch der Sünde! einmal ihr überlassen zieht sie immer tiefer hinab, und führt endlich über den Abgrund hinaus.
Ob dieser Sage irgend etwas Geschichtliches zum Grunde liege, oder ob sie einzig als ein trauriges Familien-Ereigniß dastehet, bleibt zweifelhaft; mir scheint das Letztere der Fall zu sein; doch müßte sich diese Blutschande schon vor dem Jahre 1285 ereignet haben, weil die Mooßhamer in diesem Jahre in Folge ihres Treubruches ihr Eigen auf Moosham in die Hände des Erzbischofes Rudolph übergeben mußten.

Literatur Lungau. Historisch, ethnographisch und statistisch aus bisher unbenützten urkundlichen Quellen dargestellt von Ignaz von Kürsinger [...]. Mit artistischen Beigaben. Salzburg 1853, S. 459f. und Tafel XIV.

 

Schloß Die Blutschande von Moosham

In einem Zimmer des unteren Schlosses befindet sich ein Freskogemälde, welches vier Personen, zwei männliche und zwei weibliche, in Brustbildern zeigt. Das Bild zur Linken stellt ein Mädchen mit fliegenden Kopfhaaren und kummervollem Gesichte, darüber sich eine Elster befindet, dar. Daneben ist ein Mann, angetan mit einem auf der Brust geöffneten Hemde. Seine Gesichtszüge drücken Verzweiflung und Gram aus. Über ihm sitzen zwei Raben, von denen der eine nach dem Kopfe des Mannes pickt. Die dritte Person ist ein Mädchen mit unschuldsvollem, wunderlieblichem Antlitze. Ein reiches blondes Haargeflecht zieht sich unter dem Hut an den Schläfen herab. Das letzte Bild zeigt einen Menschen von verwildertem Aussehen. Schadenfreude liest man aus seinem Gesichte. Er hat den Daumen zwischen den Zeige- und Mittelfinger gesteckt und blickt mit einem Gesichte, das Hohn und Spott ausdrückt, zu dem ihm gegenüber befindlichen Manne hinüber. Über diese seltsame Bildergruppe geht im Volke folgende Sage:
Es waren zwei Brüder aus dem Rittergeschlechte von Moosham, welche zwei Schwestern hatten. Beide Brüder verliebten sich in die eine der Schwestern, über welcher die geschwätzige Elster als Zeichen, daß nichts verborgen bleibt, sich befindet. Der ältere fand Gegenliebe; höhnend wies er dem jüngeren den Daumen. Dieser, der sich in seiner Leidenschaft betrogen sah, geriet darüber in förmliche Raserei. Seiner selbst nicht mehr mächtig, ermordete er den Bruder und stürzte sich dann aus Verzweiflung über seine eigene Untat vom hohen Söller auf den felsigen Grund des Burggrabens hinab, wo er mit zerschmetterter Hirnschale liegen blieb, den Raubvögeln zur willkommenen Beute dienend.

Literatur Lungauer Volkssagen. Gesammelt und herausgegeben von Michael Dengg. Fünfte vermehrte und verbesserte Auflage. Mauterndorf o.J. [1973 (?)], S. 92f. (aktuelle Auflage hier erhältlich)

 

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© Die Gruselseiten (27. Mai 2001)