Schriftzug

 Fledermäuse 
"Also, so etwas ist mir überhaupt noch nicht begegnet!"
(Benno in "Das Schloß des Grauens")

Schloß Die Begegnung

Der alte Schloßbauer zu Moosham ging einmal spät abends nach Hause. Es war im Sommer zur Erntezeit und der Vollmond beschien die reifen Getreidefelder, wo die goldenen Ähren sich leise im Abendwinde wiegten. Da sah er in einem Felde unterhalb des Schlosses Moosham einen Mann, der den Oberrock ausgezogen hatte, in voller Tätigkeit mit dem Aufhifeln der Getreidegarben beschäftigt. Als er näherkam, erkannte er in ihm den Reischlbauer aus dem Nachbardorf; denn der helle Schein des Vollmondes ließ dessen Gestalt gar deutlich erkennen. Der Schloßbauer blieb nun stehen und rief seinem wohlbekannten Nachbar zu: "No, was machst denn du noch da? Willst 's nit guat sein lass'n für heut?" Doch der Angeredete gab keine Antwort, sondern arbeitete, ohne sich im geringsten stören zu lassen, ruhig weiter. Als der Schloßbauer daraufhin seinen Weg fortsetzte, überkam ihn plötzlich ein solcher Schrecken, daß er nicht mehr wußte, wie er nach Hause kam. Es war ihm nämlich eingefallen, daß der alte Reischl ja schon gestorben war und dies wohl sein Geist gewesen sein müsse.

Literatur Lungauer Volkssagen. Gesammelt und herausgegeben von Michael Dengg. Fünfte vermehrte und verbesserte Auflage. Mauterndorf o.J. [1973 (?)], S. 252f. (aktuelle Auflage hier erhältlich)

 

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© Die Gruselseiten (27. Mai 2001)