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Die Nacht der Todes-Ratte (12) Hasquet, Prof. Dr. Gilbert
 
Sprecher Richard Lauffen
Markante Textbeiträge "Sehen Sie, ich bin ein alter Mann. Und ich bin zu der Überzeugung gekommen, daß ich mein Leben um mindestens 10 Jahre verlängern kann - wenn es mir gelingt, meine Gehirnströme denen eines jungen Mannes anzupassen."
"Die Ratte hat bei diesem Experiment dieselbe Funktion, die eine Sicherung im Haus hat. Falls eine zu hohe Spannung auftreten sollte, was unwahrscheinlich ist, fängt die Ratte sie ab, so daß uns nichts passieren kann ..."
"Ich bin nicht Pascal, ich bin Hasquet!"
Zur Person Im Auftrag der französischen Regierung werkelt der 70jährige Wissenschaftler Prof. Dr. Gilbert Hasquet in der Festung von Brest in seiner biologischen Abteilung offiziell an Meeresforschungsprojekten. Aber da wir uns hier bereits in der 12. Folge der Gruselserie befinden, ist der Quantensprung von Quallen zum Transferieren von Gehirninhalten nur eine Frage von Minuten. Die Eröffnungssequenz des Hörspiels ist übrigens ganz aufschlußreich, wenn man einen anderen Meilenstein der Hörspielunterhaltung, nämlich die 8. Folge "Keine Hoffnung für die Baronesse?" aus der ebenfalls recht schauerlichen EUROPA-Romanserie - sein eigen nennt. Hier wie dort treffen wir ein konzentriert werkelndes Professor-Assistentin-Gespann an - und in beiden Fällen mimt Lauffen (in der Romanserie als 'Prof. von Breitfeld') eine Erscheinung, die sowohl der gutgläubigen Claudine als auch ihrem stimmlichen Zwilling Schwester Christel (beide: Donata Höffer) ein ehrfurchtsvoll gehauchtes "Herr Professor" entlockt. Man möchte fast meinen, von Breitfeld und Christel würden auch gleich mit den Hirnen irgendwelcher blaublütigen Patienten Unfug treiben wollen - stattdessen zeigt man sich ehrlich betroffen von dem vertauschten Röntgenbild der titelgebenden Baronesse, die mit Claudines Verlobten Henri Clement alias Peter von Breitfeld (beide: Christian Mey) anbandeln wird ... aber jetzt wird's wieder höchste Zeit, die Kassette zu wechseln.
Im Gegensatz zu Kollege von Breitfeld ist Hasquet kein Halbgott in Weiß; außer Stimme und Assistentin eint diese beiden reiferen Herren eigentlich nichts. Sie sind bestenfalls faszinierende Gegenpole, entstanden durch die emsigen parallelen Aufnahme-Sessions der Quickborner Hörspielfabrik in ihren produktivsten Jahren. Der Professor ist der größte Egomane der gesamten Serie, hält er sein Ego doch für so unikat, daß er es um jeden Preis in den gestählten Körper des jungenhaften Versuchskaninchens Pascal übertragen will, um sich und die Welt mit weiteren Geistesblitzen erfreuen zu können. Als Unsympath hat Hasquet auch nichts besseres als das fatale Scheitern seines Unterfangens verdient - er muß sich den gestohlenen Adonis mit dem Persönlichkeitsanteil einer Ratte teilen. Kein Wunder also, daß dieses Zwittergeschöpf (nur geistig und nicht äußerlich mutiert, wie's das grelle Cover suggeriert!) recht biestig reagiert, wenn das Traumschiff nach Dakar abgefahren, oder die einstmals so nützliche Assistentin zur gefährlichen Zeugin mutiert ist. Hasquet ist für Gruselserienverhältnisse fast schon so etwas wie ein vertiefter Charakter: ein alternder Mann will dem Tod von der Schippe springen und landet doch in der "selbst geschaffenen Hölle" (O-Ton des Kommissars); wir erfahren etwas über seine Motivation (in dieser Reihe keine Selbstverständlichkeit), lernen seine schmeichelnden und hinterhältigen Seiten kennen, können aber kein Mitgefühl für ihn empfinden - dafür agiert er einfach viel zu selbstherrlich. Und wer derart fies das blauäugigste aller Blauaugen - Pascal - für seine Zwecke mißbraucht, ist sowieso ein ganz Böser. Lauffen läßt ansatzweise mehr Tiefe anklingen, als es die eines Ed Wood würdigen Dialoge verdient haben, aber DAS gehört nun mal zu den unsterblichen Stärken dieser Serie: große Sprecher im Monsterlabor. Was wollen wir mehr? (md)
 

 

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© Die Gruselseiten (25. Mai 2005)