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Dracula - Jagd der Vampire

Dracula - Die Geschichte des berühmten Vampirs

Harker, Jonathan
... in "Dracula - Jagd der Vampire"
 
Sprecher Michael Poelchau
Markante Textbeiträge "Ach was! Abergläubisches Geschwätz! An solchen Unfug glaube ich nicht."
"Was ist nur mit mir? Bleierne Schläfrigkeit überfällt mich. Ich bin müde. Zum Sterben müde ..."
"Komm - schönes Mädchen - näher zu mir - ja ja - bitte komm - küß mich - oder ich sterbe vor Verlangen ..."
"Wir müssen Dracula unverzüglich finden und vernichten, koste es was es wolle - oder London erlebt eine Bluthochzeit ohnegleichen."
"Hier, Dracula! Da! Siehst du das Zeichen dessen, der mächtiger ist als die Mächte der Finsternis?"
Zur Person Junger englischer Anwaltsschreiber, der von seinem Brötchengeber Mr. Hawkins nach Transsylvanien geschickt wird, um Graf Dracula ein Grundstück in London zu verkaufen. Jonathan Harker steht noch am Anfang seiner Karriere, und entsprechend unreif und unerfahren wirkt er (und wird auch so von Michael Poelchau gesprochen). So ist er in Bezug auf Gefahren, die ihm drohen, ziemlich begriffsstutzig und scheint - sonderbar für einen angehenden Juristen - von verhältnismäßigem Handeln noch nicht viel gehört zu haben. Auf der Fahrt nach Schloß Dracula erlebt er allerlei Erschröckliches, doch das prasselnde Kaminfeuer und das "schmackhafte Abendbrot" auf dem Schloß beruhigen ihn fürs erste. Vorsicht hingegen legt er nicht an den Tag.
Gerade in der Urversion "Jagd der Vampire" kommt - erst recht für ein Kinderhörspiel von 1970 - sehr deutlich heraus, daß Harkers Unerfahrenheit vor allem eine sexuelle ist. Das zeigt sich besonders in seinem ersten Zusammentreffen mit Draculas Vampirbräuten. Erstaunlich schnell gerät er in ihren Bann, und offen giert er nach dem Kuß der Vampirin ("Küß mich - oder ich sterbe vor Verlangen ..."). Nicht zufällig wurde diese Szene in der "Geschichte des berühmten Vampirs" nicht nur entschärft, sondern - seeeehr kindgerecht - neu inszeniert. Auch später ist Harker einem Abenteuer mit untoten Damen sehr zugeneigt: Lucy will er sich gar vor Professor van Helsings Augen hingeben ("Ja, Lucy! Komm zu mir!"), und kurz vor dem großen Showdown auf Schloß Dracula macht er keine Anstalten, sich vor einer der Vampirinnen zu schützen, bis van Helsing ihn eindringlich ermahnt. Daß er bei so wenig Standhaftigkeit nicht längst zum Vampir geworden ist, verdankt er Dracula (!) und van Helsing, die in den jeweiligen Situationen die Vampirinnen vertreiben. Hinterher kommt er stets entsetzt zu sich, und man hört ihn quasi aufatmen, aber seine Unversehrtheit ist nicht sein Verdienst: Wie Oscar Wilde - auch eine Person der spätviktorianischen Epoche - kann der junge Mann allem widerstehen, nur nicht der Versuchung.
Bei soviel Unerfahrenheit und Unausgeglichenheit kann es nicht verwundern, daß Harker von niemandem wirklich ernstgenommen wird: van Helsing glaubt an Draculas Existenz erst aufgrund der Logbucheintragungen des Kapitäns; Harkers Transsylvanien-Reisebericht hat ihn wohl nicht überzeugt. Auch Mina traut den Ausführungen ihres Verlobten nicht so recht und fragt - zumindest in der Neufassung - lieber noch einmal beim Professor nach: "Ja, glauben Sie denn, daß es diesen ... diesen Dracula wirklich gibt, Professor?" Die Krone setzt dem Ganzen Dracula auf, als er Mina entführt hat und sich so sicher fühlt, daß er Harker sogar brieflich seine Reisepläne mitteilt. Dieser Spott wird sich für ihn allerdings rächen, denn sein "scharfsinniges und listiges Hirn" (naja!) hat leider den Professor vergessen, der ihn denn auch um seine Braut Nr. 4 bringt.
Am Ende überstehen Harker und Mina das Abenteuer - van Helsing sei Dank - unbeschadet und kehren nach England zurück. Im Gegensatz zum Professor war Harkers Karriere bei Europa damit aber nicht zu Ende. In der Gruselserie kehrte er allerdings als ein wesentlich gereifter und ausgeglichener Harker wieder. (dl)
 
 
 

 

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© Die Gruselseiten (20. März 2002)